Letzte Woche fand der „CEO Dialog“ bei ibis acam statt, bei dem die Projekterfahrungen im Bereich Ethical Systems Design diskutiert wurden. Im Fokus stand das Projekt „Digitaler Assistent“, eine KI-Plattform, die nach den Prinzipien des Digitalen Humanismus und den strengen Richtlinien des IEEE 7000 Standards entwickelt wurde.
Ibis acam, ein renommiertes Bildungs- und Weiterbildungsunternehmen für Erwachsenenbildung, verfolgt eine klare Mission: Menschen durch Bildung zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, erfolgreich zu sein und ein erfülltes Leben zu führen. Mit Erstausbildungen und speziellen Angeboten für Wiedereinsteiger:innen sowie Menschen mit Migrationshintergrund hat ibis acam im letzten Jahr 40.000 Menschen begleitet und einen wertvollen Beitrag geleistet, das Leben dieser Menschen zu verbessern. CEO Johannes Lampert betont: „Neben der Gesundheit ist Bildung das Wichtigste.“
„Herz“ des Unternehmens, das seine Weiterbildungen nicht nur in Österreich, sondern auch in Teilen Deutschlands und der Schweiz anbietet, ist ein ERP-System, das sämtliche Geschäftsprozesse – von Seminarplanung, Zeiterfassung bis Fakturierung – digital abbildet. Dieses sollte modernisiert werden. CFO Leopold Fischl setzte sich zum Ziel, eine KI-Plattform zu schaffen, die monotone Aufgaben autonom übernimmt, den Arbeitsalltag effizienter gestaltet und dabei ethische Prinzipien berücksichtigt. Essenziell war, dass die Mitarbeitenden die neue Lösung gerne anwenden und einen Mehrwert erleben. Daher wurden sie von Beginn an als Stakeholder in die Workshops integriert und ihre Erfahrungen und Werte flossen in die Entwicklung ein.
Florian Wurzer, Leiter der Softwareentwicklung bei msg Plaut, sieht in der ethischen und integrativen Komponente den Erfolg. Durch Berücksichtigung der Bedenken der Anwender wird eine bessere Qualität der Software erzielt. Das Projekt wurde als eines der ersten in Europa von Beginn an nach den strengen Anforderungen des IEEE 7000 Standards mit dem „value based engineering“-Ansatz entwickelt. Dabei wurden essenzielle Werte der Nutzer:innen berücksichtigt, um Selbstbestimmung, Akzeptanz und Kontrolle sicherzustellen. Die Analyse, Priorisierung und Aggregation dieser Werte führten zu Systemanforderungen, die die Brücke zwischen Ethik und Funktionalität schlagen.
Der Digitale Assistent bietet zahlreiche Vorteile:
Negative Effekte, wie der Verlust von Autonomie und Privatsphäre, wurden bereits in den Workshops thematisiert und Maßnahmen zur Eliminierung erarbeitet.
Bevor Moderator Georg Krause die Fragerunde einleitete, wies er auf das „Bauchgefühl“ der Menschen hin, das zeigt, ob ein ethisches Systemdesign erfolgreich ist oder nicht, da Messwerte bei Ethik schwierig sind.
In der nachfolgenden lebhaften Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, ob die Gleichbehandlung aller Menschen nicht dem Konzept des Digitalen Humanismus widerspricht. Der Konsens war, dass es wichtig sei, Heterogenität zu unterstützen und nicht alles auf spezielle Anforderungen auszurichten: Der Digitale Humanismus strebt keineswegs an, alle Menschen gleichzumachen, sondern legt den Fokus darauf, dass Künstliche Intelligenz (KI) nicht diskriminierend agiert. Es geht darum, jede Person unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse oder anderen Faktoren zu inkludieren.
Auch die Anforderungen des AI Acts fließen in die Projektarbeit ein, da sie nicht nur wesentliche ethische Kriterien abbilden, sondern eben in naher Zukunft auch als gesetzliche Anforderungen verpflichtend umzusetzen sein werden.
Durch die Methode des Value Based Engineerings werden Bedenken der Mitarbeitenden frühzeitig erhoben und thematisiert. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Vorgehensmodellen und ermöglicht in einer frühen Phase Ängste zu identifizieren und dafür Lösungen zu finden und damit den Erfolg bei der Umstellung auf die neue Lösung abzusichern. Beispielsweise werden oft Ängste hinsichtlich Überwachung, Entmündigung oder Wegfall/ Sinnentleerung der eigenen Aufgaben geäußert, wenn Aufgaben durch digitale Assistenten übernommen werden. Der Ansatz des Digitalen Humanismus ist es, die Qualität der Arbeit zu verbessern und den Mitarbeiter:innen sinn- und wertstiftende Aufgaben zu geben.
Abschließend wurde die Frage aufgeworfen, ob der Digitale Humanismus auch wirtschaftliche Vorteile bringt. Die Antwort war eindeutig: Ja. Der Digitale Humanismus steigert die Akzeptanz bei Nutzer:innen und Kunden, beugt Reputationsschäden vor und schafft ein spürbares Vertrauensgefühl.
Dieser Diskurs unterstreicht die Notwendigkeit einer fortlaufenden Debatte über den Digitalen Humanismus und seine Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft. Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft.